Most delicate Musicke
Im puritanischen England des 16. Jahrhunderts war die Kirche der Auffassung, dass die Künste die Menschen zur Sünde verführten. Somit führte die Kunst unweigerlich ins Verderben. Stephen Gosson beschrieb die negative Abwärtsspirale, in die der Mensch bei Kunstgenuss zu geraten droht, in seinem Werk „The Schoole of Abuse“ (1579) mit folgenden Worten: „...from Pyping to playing, from play to pleasure, from pleasure to slouth, from slouth to sleepe, from sleepe to sinne, from sinne to death, from death to the devill“
Dennoch, oder gerade deshalb, entlud sich in dieser restriktiven Zeit eine künstlerische Kraft, aus der meisterhafte Werke der Vokal- und Instrumentalpolyphonie hervorgingen. Komponisten der Renaissance wie William Byrd, Christopher Tye und Antony Holborne verbinden eindrucksvoll kompositorisches Handwerk mit der melancholischen Grundhaltung der Zeit.
Verborgen, aber dennoch existent – dieses Motto zieht sich auch durch die Werke in unserem Programm. Gemeint sind etwa wiederkehrende Motive (z. B. bestehend aus vier Noten in den Four note Pavans), Bassmodelle (Ground in The Queens Good Night), oder sogar damals bekannte Melodien (The leaves be green oder In Nomine). Das „Verborgene“ fungiert hier sogar als Kompositionsgrundlage – rundherum wird ein prächtiger Kontrapunkt gebaut.
Hinter Element of Prime verbirgt sich ein fünfstimmiges Blockflötenconsort, bestehend aus Carin van Heerden, Magdalena Rath, Domenika Thanner, Veronika Traxler und Michaela Vaught. Die Vielfalt der Instrumentenfamilie und das Zusammenklingen dieser im Consort stellt für die fünf Musikerinnen die Krönung(„Prime“, engl. für Höhepunkt und Krönung) des Musizierens dar. Als verbindendes Element wirkt neben der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, an der sich alle Musikerinnen kennen lernten, die inbrünstige Liebe zur „Flauto dolce“. Seit der Gründung 2015 konzertierte das Ensemble bereits im Linzer Brucknerhaus, bei den Donaufestwochen im Strudengau, im Porgy & Bess in Wien, arbeitete zusammen mit dem Schauspieler Franz Strasser, wirkte beim Kindermusiktheater „Violala“ mit und war zu Gast bei Albert Hosp in Ö1. In der Spielsaison 2019/ 2020 war Element of Prime im Jeunesse-Programm österreichweit zu hören. Im Februar 2024 tourte das Ensemble durch Südafrika und arbeitete dort mit regionalen MusikerInnen, z.B. dem Lute Song Consort zusammen und gab Workshops an Universitäten und Schulen mit Musikschwerpunkt.
Antony Holborne (ca. 1545-1602): The Image of Melancholly
Aus dem “A First Set of Quintets”
Sedet Sola, Galliard, The Choise, Wanton, Paradizo, The Sighes
Christopher Tye (+1572):In Nomine „Crye“ In Nomine „Trust”
Daniel Farrant (1575-1651): Four note Pavan
John Dowland (1562-1626): Lachrimae Antiquae
William Byrd (1540-1623): Browning (The Leaves Be Green)
Alfonso Ferrabosco (1575-1628): Four note Pavan
John Wilbye (1574-1638): Weep, weep, mine eyes, I always beg
Antony Holborne: Heigh ho holiday
William Byrd (1540-1623): The Queens Good Night (arr. M. Rath)
Praeludium and Ground
Though Amaryllis Dance
The Bells